BACHtheater

Bachs Kantate 21

In seiner ersten Produktion setzt sich das Ensemble BACHtheater mit der Kantate 21 "Ich hatte viel Bekümmernis" auseinander. Während der Beschäftigung am Weimarer Hof entstanden, markiert dieses Werk einen wichtigen Wendepunkt in Bachs Œuvre: Einerseits muss es aufgrund seiner Enstehungszeit (1714) zum Frühwerk gerechnet werden, andererseits greift es, insbesondere in Hinblick auf Struktur und Bildhaftigkeit der Musik, weit in Bachs Schaffensgeschichte voraus.

Von der Kantate zum Musiktheater

Hier setzt die Interpretation des Ensembles BACHtheater an: Es zeigt, daß Bachs Musik bereits Theater ist, wenn man sie einfach "beim Wort" nimmt, ihren Gestenreichtum nicht nur als geistige, sondern als räumlich-körperliche Herausforderung versteht.

Bach wird neu gelesen und auf eigenwillige Art interpretiert. Als gelernter Komponist gewinnt Hanno Siepmann sein Musiktheater direkt aus der Partitur heraus, indem er die Musik durchhörbar macht und sie zu musikalischen Szenen verdichtet.

Gezeigt wird eine zuweilen drastische, aber auch fantasievoll verspielte Geschichte: Ein Chor, der sich zum Konzert aufstellt, zerstreitet sich aufs ärgste, noch bevor er einen Ton gesungen hat. Die Gruppe zerfällt in verlorene Gestalten, die sich spinnefeind sind. Erst der Gesang von Einzelnen läßt die Sänger, deren Konzertkleidung nur noch in Fetzen an ihnen herunterhängt, wieder aufeinander zugehen. Bekümmernis und Vereinzelung, Sehnsucht und Utopie sind die Motive, mit denen Siepmann sein BACH-Theater "komponiert". Dabei wird uns der Blick auf eine Gesellschaft von 15 Individuen geöffnet, die sich begegnen, einander ignorieren, die im Fanatismus zusammengeschweißt werden oder durch die visionäre Kraft der Musik wieder zu einer Gemeinschaft von Sängern zusammenfinden.

Was erzählt uns Bachs Musik heute - über die theologischen Inhalte hinaus? Diese Frage stellt sich Siepmanns Inszenierung über 90 Theaterminuten. In der Ausstattung von Kathrin Hauer, die zuletzt mit Hans Neuenfels an der Komischen Oper zusammengearbeitet hat, wird der Abend zu einem elementaren Versuch über Gesellschaft und Leere, über Menschen und Musik im Raum.

Das Projekt KANTATE 21 nimmt eine 300 Jahre alte Musik aus dem sakralen Raum heraus und demonstriert, welche Brisanz eine Kantate aus dem 17. Jahrhundert heute noch besitzt. Auf diese Weise verhilft es Bachs Musik zu ihrem - schon verblassten - Recht, Staunen und Stirnrunzeln hervorzurufen.

Was will das Projekt KANTATE 21?

... eine knapp 300 Jahre alte Kirchenmusik in die Gegenwart holen. Wenige professionelle Sänger und Musiker, die schauspielerisch geschult und für Experimente offen sind, setzen Musik in Szene, die ursprünglich nicht für die Bühne geschrieben worden ist. Die Kantate 21 "Ich hatte viel Bekümmernis" wird als Musiktheater inszeniert; es wird untersucht,

Das Projekt KANTATE 21 will zeigen, dass